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In ein paar Wochen ist Weihnachten. Für viele leuchtet es schon – und doch liegt bei manchen etwas in der Luft: Erwartungen, alte Routinen, dieses feine Bauchgrummeln. Ich kenne das.

In meiner Familie waren die Rollen lange unverändert und sie haben uns getrennt statt verbunden: Mein Vater gab das Thema vor, ich rutschte in die Rolle der kritischen Tochter (weil vieles von dem was er sagte, wirklich unerträglich für mich war), meine Mutter versuchte dann irgendwie abzulenken, damit es nicht zur Explosion bei meinem Vater kam. Immer dasselbe. Die Themen waren austauschbar. Zurück blieb ein schales Gefühl und oft bei mir eine unterdrückte Wut.

Wir saßen beieinander – und sprachen doch nicht über uns. Nie über unsere wirklichen Gefühle. Es war zum Haare raufen.

Ein einziges Mal war es anders: an dem Abend, als mein Vater seine Diagnose aussprach. Plötzlich waren wir echt miteinander, ohne Rollen. Plötzlich war so vieles unwichtig, über das er sich sonst aufgeregt hat. Es gab ein paar Wochen noch, in denen wir zaghaft die wichtigen Dinge zwischen uns ansprechen konnten. Denn 6 Wochen später starb mein Papa.

Erst später begriff ich: Nicht nur er war gefangen in seinen Mustern und in seiner Rolle – ich auch. Und das hätte ich ändern können. Wenn es mir bewusst gewesen wäre.

Rollen sind leise Aufträge, die wir irgendwann übernommen haben: um dazuzugehören, Frieden zu sichern oder jemanden unbewusst zu entlasten. Sie fühlen sich vertraut an – und ziehen uns wie Gummibänder in alte Muster zurück, besonders an Tagen mit viel Symbolik wie Weihnachten, egal ob wir nun Christen sind oder nicht. Diese Anlässe haben speziell viel Potential für alte Zöpfe, aber auch für Veränderung, wenn wir es bewusst und mit neuem Mut angehen.

Was für eine Rolle könntest Du denn vielleicht in Deiner Familie haben? Ich war ein lebhaftes Kind, alles Leben war mir wichtig , Menschen und Tiere und Pflanzen. Während in unserer Familie Erfolg und „sich anständig benehmen“ (jedenfalls da wo es gesehen wurde) wichtig waren. Ich passte nicht hinein. Niemand verstand mich, ich war eine unverständlich Andere, ein schwarzes Schaf. Hier einige andere häufige Rollen:

FriedensstifterIn.

VermittlerIn.

RetterIn.

RebellIn.

Liebling.

Kummerkasten.

UnbeachteteR.

Oder etwas ganz anderes, das nur in deiner Familie Sinn ergibt. Diese Wörter sind nicht „die Wahrheit“ – sie sind Hinweisschilder, um dich zu finden.

Eine einfache, aber wirksame Einladung aus meiner Arbeit: Stell dir deine Familie wie eine Runde vor – eine Festtafel, ein Wohnzimmerkreis. Wo sitzt du? Neben wem? Wo fühlst du dich sicher, wo eher unwohl? Was macht dein Körper? Diese kleinen Wahrnehmungen zeigen oft mehr als lange Erklärungen.

Frag dich weiter: Welche Rolle hast du (gehabt)? Und passt sie noch zu dir – heute, mit all dem, was du inzwischen weißt und kannst? Wenn du merkst, dass etwas nicht mehr stimmig ist, ist das kein Verrat, sondern Reife.

Ein weiterer Schlüssel: Trägst du Verantwortung, die eigentlich nicht zu dir gehört? Für die Stimmung deiner Mutter? Für die Ruhe am Tisch? Für das Wohlergehen von jemandem, der sich selbst nicht trägt? Manchmal übernehmen wir Lasten aus Liebe – und verlieren uns dabei.

Und dann gibt es das Unausgesprochene: Gibt es Menschen oder Geschichten, über die man nicht spricht – und die doch mit am Tisch sitzen? Verluste. Schamthemen. Familienmitglieder, die fehlen. Selbst früh verstorbene Kinder können als „unsichtbare Konkurrenz“ wahrgenommen werden – ohne Worte, aber spürbar. Wenn solche Leben keinen Platz haben, wenn so getan wird, als wären sie nie da gewesen, dann bindet das oft unbewusst Energie und verschiebt Beziehungen. Auch das zu sehen, kann entlasten.

Wenn du Hilfe beim Erforschen möchtest, melde Dich bei mir, wir können das gemeinsam in einer Familienaufstellung anschauen.

Lege eine Hand aufs Herz, eine auf den Bauch. Atme drei Mal ruhig. Sag zu Dir selbst:

  1. Ich sehe die Rolle, in der ich in meiner Familie häufig stecke.
  2. Ich bin mehr als diese Rolle.
  3. Ich darf heute neu wählen.

Für mich wurde eine Einsicht sehr wichtig: Ich muss mir selbst keine Schuld zuweisen, weil meine Mutter mich nicht so „erzogen“ bekommen hat, wie sie es sich vorstellte. Weil ich einfach anders war. Ja, ich war lebhaft, kritisch, tierlieb – sie hat es lange nicht verstanden, vielleicht erst gegen Ende ihres Lebens. Heute kann ich sagen: Ich darf so sein. Und sie durfte so sein, wie sie konnte. Diese Würdigung löst Knoten – ohne jemanden kleinzumachen.

Es ist sehr befreiend, uns selbst davon zu entlasten. Häufig sind wir sowieso die einzigen, die sich das unbewusst vorwerfen.

Am Montag, 10.11., 19:30 Uhr öffne ich einen kostenfreien Abend: „Weihnachten ohne dicke Luft“. Wir nehmen diese Spurensuche mit, ich teile mehr aus meiner Geschichte, wir machen eine kleine Übung – und ich spreche live einen ausführlichen Segen. Nicht zum Nachlesen, sondern zum Erleben.
→ Hier anmelden: https://antoinettehitzinger.com/workshop-weihnachten-ohne-dicke-luft/